Es musste so kommen. Stunden stand ich auf dem Steg, starrte in Richtung der Berge, den Rücken zum See, wartete. Ich sah sie bereits von weitem, wie sie langsam den kleinen Pfad hinunterkam. Sie hielt den Kopf gesenkt, tat so als würde sie mich nicht sehen. Selbst jetzt fielen mir noch all die kleinen Details auf, die ich einmal so an ihr liebte. Details von denen ich ihr nie erzählt hatte, weil ich zu feige war. Weil wir zu jung waren. Weil sie nicht zugehört hätte. Weil all die Ausreden leichter zu ertragen waren, als ihr in die Augen zu sehen und ihr die Wahrheit zu sagen. Diese Augen, die selbst dann einen Schimmer von Traurigkeit in sich spiegelten wenn sie lächelte.
Festumklammert in ihrer Hand hielt sie das Urteil, funkelnd in der Mittagssonne. Mit der Ruhe eines zum Tode Verurteilten, der sich in den Stuhl setzt und sich die Spritzen geben lässt, beobachtete ich jeden ihrer Schritte. Mein ganzes Leben wusste ich, dass es eines Tages so enden wurde. Ich fühlte fast eine Art Erleichtertung, dass es nun tatsächlich so kam.
Als sie schließlich vor mir stand sah sie mir minutenlang in die Augen.
:cry: